dritte Woche 3

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Dieser Spruch, den unser Fahrer von einem deutschen Touristen hatte, beschäftigte mich während der Fahrt mehrfach, aber ich war mit meiner dicken Fleecejacke, dem Anorak darüber und darunter mit zwei weiteren Schalen für Wind, Kälte und Nässe auf diesem Trip doch manchmal besser ausgerüstet als die Schüler, die offenbar auch weniger frieren. Das erste Mal, dass ich mich während des ganzen Aufenthaltes in Australien rundum pudelwohl fühlte, war am bullig warmen Fireplace des Bagpackerhotels am zweiten Abend. Die Australier sind hart im Nehmen. Da die Häuser kaum gedämmt sind und nur Einscheibenverglasung haben, frieren sie eben im Winter ein bisschen wie die Süd-Portugiesen ja auch, die im vergleichbaren Klima wohnen.

Am nächsten Morgen kamen wir ziemlich früh los und zum letzten Mal am Meer vorbei, wo wir einem für uns sehr ungewöhnlichen Schauspiel beiwohnten. Hier wurden Rennpferde trainiert und durch die Brandung geführt. Anfang November gibt es wohl ein großes Pferderennen, den Melbourne Cup, von dem man schon in der Zeitung lesen kann. Die Australier sind Pferdenarren, die ganze Nation hält um diese Zeit den Atem an und setzt wohl viel Geld auf Sieg und Platz ihrer Favoriten. Allerdings sind ihre Wappentiere Emu und Känguruh, angeblich deshalb, weil sie nicht rückwärts gehen können und so das Fortschritts- und Aufbaubewusstsein der Menschen hier unterstreichen.img_3131img_3130

Landeinwärts Richtung Norden kamen wir wieder an ein Naturschutzgebiet, einen erloschen Vulkan. Nachdem er wohl im frühen 20.Jhdt. komplett abgeholzt wurde, hat man ihn seit einigen Jahren wieder mit 30000 Bäumen aufgeforstet. Orientierung gab dabei zu meiner Verblüffung, weil ich ja dieselbe Strategie verfolge, ein altes Gemälde. Beim Ausstieg hatten wir wieder das Glück, dass der Himmel plötzlich aufriss und eine sehr liebliche Frühlingslandschaft beschien.img_3132

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Abends kamen wir am Fuße der Grampians an, ein Bergrücken, der ursprünglich Meeresgrund war und dann nach oben gedrückt wurde und zu sich zu merkwürdigen , von Wind und Wetter bearbeiteten Formationen ausgebildet hat. Hunderte von Känguruhs sollen hier leben, einige Dutzend sahen wir auf dem Sportplatz des Ortes, der Startpunkt für die Erkundung war, friedlich grasen. Sie gelten inzwischen in Australien als Landplage und werden geschossen, sodass ich abends in den Genuss eines Stückes Känguruh-Filets kam. Es schmeckte süßlich und war nicht mein Fall, obwohl es ein ausgezeichnetes Fleisch ohne jegliches Fett ist.img_3135