dritte Woche 4

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück, wo ich zum ersten Mal genau wahrnahm, was unser Fahrer schon gearbeitet hatte, bevor wir überhaupt aufgestanden waren, brachen wir zu einer längeren Wanderung auf. Wir fuhren zunächst mit dem Bus und gingen dann durch eine Felslandschaft, die sich immer weiter verengte und schließlich zu einem so schmalen Pfad wurde, dass eine dicke Person nur mit Mühe hindurchkam, wie der Fahrer und Angelika übereinstimmend berichteten, weil sie als Augenzeugen schon einmal dabeigewesen waren. img_3141img_3140img_3143

Der Pfad ist ganz aufwändig mit Steinstufen ausgestattet, die mit dem Hubschrauber transportiert worden waren, und muss eine Menge Geld gekostet haben. Mir wird langsam klar, wieviel ich in meinem Garten ohne diese Hilfsmittel bereits geschafft habe und warum das so lange gedauert hat. Oben angekommen hat man eine wunderbare Aussicht auf die gesamte Umgebung im Tal, und jeder Tourist macht hier ein Selfie, ich fotografierte die Gruppe.img_3145

Auf dem Rückweg kam uns eine Menge anderer Touristen entgegen und wir waren froh, so früh aufgestanden zu sein und die Spitze für uns gehabt zu haben. Ein buddhistischer Mönch im gelben Kittel und Sandalen kreuzte unseren Weg und eine Frau auf Socken. Sie hatte die Schuhe ausgezogen, weil sie ihr zu eng waren. Erstaunlich, wie viele Menschen eine Wanderung in den Bergen unterschätzen und bitter dafür bezahlen müssen. Eigenartige Felsformationen und Planzen bekamen wir zu sehen. Einen sogenannten Grasbaum hätte ich auch gern in meinem Garten. Er wächst offenbar auch in größerer Höhe und kann Kälte ertragen, ich sah sogar einen winzigen Fleck Schnee. Auf meine Frage, ob ich einen solchen Grasbaum aus Samen ziehen könnte, beschied mich der Fahrer abschlägig. Das würde sehr hart für mich, denn die gesehenen Exemplare seien mehr als hundert Jahre alt. Einen Baum in dieser Größe sah ich heute Nachmittag beim Abschlusstreffen der Austauschpartner mit ihren Familien in der Schule in Plastik. Vielleicht sollte ich mir so einen übers Internet besorgen, wie auch viele Australier dazu übergegangen sind, den Rasen im Vorgarten durch Kunstrasen aus Plastik zu ersetzen. Auf den ersten Blick sieht man es nicht, erst wenn man näher kommt. Jedenfalls erspart dieser Wechsel eine Menge Arbeit und Zeit.img_3146img_3148img_3138

Im Tal zurück genehmigten wir uns ein Eis und stießen auf diese wunderbare Sitzgruppe, die ich gerne für meinen Garten hätte.img_3149

Auf der Rückfahrt nach Melbourne machten wir noch Station an einem heiligen Ort der Aborigines, wo auch ein Felsbild zu bestaunen war.  Später im Bus führte uns der Fahrer vor, wie die Farben hergestellt werden, die so lange Zeit halten. Er hatte schon am vorherigen Tage Harz des Gumtree oder Eukalyptus gesammelt und in Wasser eingeweicht. Dieser Sud, der auch trinkbar ist, wurde dann mit Ockerpigmenten versetzt und mit einem Naturpinsel aus einer Grasart auf der Haut aufgetragen. Die sogenannte Dot-Malerei, die ich bisher für eine archaische Kunst gehalten habe, gibt es erst seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Ich habe die Aussage des Fahrers nicht geglaubt aber inzwischen nachgegoogelt und festgestellt, dass sie zutrifft. Ein weißer Kunstlehrer, der mit Aborigines arbeitete, hat ihnen diese Technik vermittelt und in Melbourne hängen einige Exemplare dieser Kunst, die ich vorher schon, weil sie mich sehr faszinierten und als Wallpaper für Webseiten oder gedruckte Magazine verwenden wollte, abfotografiert habe.img_3150img_3151img_3155